Überwachung, Shitstorms und Nerds

In seinem Blog kritisiert Peter Tauber dass „unsere Freiheit durch Trolle und böse Menschen im Netz weit mehr eingeschränkt [wird], als durch die vermeintlichen Aktivitäten der Geheimdienste“. Er bezieht sich dabei auf diesen Tweet von Buschsalat:

Nur sind die ausufernde Überwachung durch Geheimdienste und das Verhalten von Trollen im Netz nicht sonderlich gut zu vergleichen:

  1. Die Menge der betroffenen Menschen unterscheidet sich wesentlich:
    Die ausufernde Überwachung durch Geheimdienste betrifft jeden, der telefonisch oder über das Internet kommuniziert, selbst wenn er dabei nur Inhalte konsumiert, recherchiert etc. und selbst nicht als Inhalts- oder Dienstanbieter bzw. „Sender“ (Blog, Twitter, Foren, Usenet, etc.) auftritt.
    Angriffe durch Trolle hat hingegen nur derjenige zu befürchten, der selbst als Inhalts- oder Dienstanbieter auftritt, weil er dadurch erst für andere (außer die vorgenannten Dienste) im Netz „sichtbar“ wird.
  2. Die damit verbundenen Nachteile unterscheiden sich wesentlich:
    Aktionen einen Trolls können ohne Zweifel sehr belasten, allerdings kann man sich ggf. durch die Möglichkeiten des Rechtsstaats dagegen zur Wehr setzen.
    Von der Überwachung durch einen Geheimdienst erfährt der Betroffene nichts, kann also auch keine Gegenmaßnahmen ergreifen und selbst wenn, hat der eigene Rechtsstaat gegen einen fremden Dienst keine Handhabe (Stichwort Merkelphone) und für einen eigenen Dienst „geeignete“ Schlupflöcher geschaffen (Stichwort G10-Gesetz).

Nun noch ein paar Worte zu Peter Taubers Sicht des Nerds: Ein richtiger Nerd bezeichnet niemanden als „gestrig“ oder „dumm“, nur weil er die neuen Medien nicht so gut wie seine eigene Westentasche kennt. Jeder hat sein Spezialgebiet und das ist auch gut so. Ein Nerd reagiert erst dann ungehalten, wenn sich jemand ohne entsprechende Kenntnisse in das Fachgebiet des Nerds einmischen möchte.