Volksentscheid Nichtraucherschutz

Vor drei Wochen durften wir am Volksentscheid zum Nichtraucherschutz in Bayern teilnehmen und mit leichter Verzögerung komme ich nun auch dazu, dass Ergebnis zu kommentieren.

Das Ergebnis erfreut mich – habe ich doch selbst für den neuen Nichtraucherschutz gestimmt – es hat mich jedoch gewundert. Ich hätte eher mit einem Sieg der „Raucherfraktion“ gerechnet, da sich deren Lobby – meinem Gefühl nach – vor dem Volksentscheid deutlicher präsentiert hat. Zu einigen dabei (und auch nach dem Entscheid) strapazierten Argumenten möchte ich ein paar Worte sagen:

1. Es sei ja garkeine richtige Mehrheit, die für das strengere Gesetz gestimmt hat.

Jein, die Mehrheit der Bevölkerung hat nicht am Entscheid teilgenommen. Wer nicht am Entscheid teilnimmt, der signalisiert damit, dass er mit beiden zur Wahl stehenden Lösungen leben kann. Entspricht das jedoch nicht der Meinung des Wählers, dann soll er doch bitte am Entscheid teilnehmen, anstatt später mit dem Ausgang unzufrieden zu sein oder gar die Gültigkeit des Ergebnisses anzuzweifeln.

2. Die meisten Gaststätten/Kneipen/Restaurants/Bars müssten nun schließen, da sie nicht mehr besucht würden.

Falsch! Diese Behauptung setzt voraus, dass die Menge der Weggeher mit der Menge der Raucher deckungsgleich sei. Diese Schlussfolgerung mag sich aufdrängen, wenn man etwas naiv in die Zeit zurückblickt als es nur verrauchte Lokale gab. Viele Nichtraucher gingen damals nicht weg, weil sie keine Lust hatten nach ihrer Heimkehr nochmal unter die Dusche springen zu müssen um den Rauchgeruch loszuwerden. Ist man hingegen den Rauch in den Lokalen los, geht man auch als Nichtraucher wieder häufiger weg.

3. Die Nichtraucher könnten ja einfach dorthin gehen, wo nicht geraucht wird.

Prinzipiell mag man diesem Argument erst mal zustimmen, auf den zweiten Blick hat es jedoch Schwächen: Es ignoriert vollkommen, dass der Nichtraucherschutz auch den Angestellten von Lokalen helfen soll, nicht mehr zum Passivrauchen gezwungen zu sein, und auch dass sich mit den bisherigen aufgeweichten Lösungen die meisten Lokale ein Hintertürchen (z.B. Stichwort Raucherclubs) suchten, damit dort doch wieder geraucht werden kann.

4. Wer in der Gastronomie arbeitet, der raucht doch selbst eh.

Genauso falsch wie das zweite Argument. Bisher mögen dort vorwiegend Raucher gearbeitet haben, weil die sich an dem Rauch der Gäste weniger stören. Mit einem richtigen Nichtraucherschutz haben nun auch Nichtraucher die Möglichkeit, in der Gastronomie zu arbeiten.

 5. Mit einem Rauchverbot würde die persönliche Freiheit der Raucher eingeschränkt werden.

Mag sein, ohne Rauchverbot würde dann aber die persönliche Freiheit der Nichtraucher (weiterhin) eingeschränkt werden. Es ist seit langem gang und gäbe, dass man Ärger bekommt, wenn man andere durch seinen eigenen Lärm belästigt. Warum sollte das bei Geruchsbelästigung durch Zigarettenrauch anders sei?